Bye, bye, Büro

Es wurde geraucht und es wurde getrunken. Die Männer trugen Krawatte, die Frauen zeigten Dekolletee. Blicke kreuzten sich im Licht der Schreibtischlampen. Intrigen suchten ihr Ziel wie über Bande gespielte Billardkugeln und die Gerüchte schminkten sich im Kopierraum zu Gewissheiten. Wie überall, wo sich Erwachsene treffen, ging es um Sex und um Macht. Um Kränkungen …

Geh, bitte!

Seit dem Ibiza-Video fühle ich mich wieder voll und ganz als Österreicher. Und weil die beste Position eines Österreichers, die auf der Psycho-Couch ist, werde ich jetzt einfach loserzählen. Mal sehen, ob das als Analyse taugt.  Dreißig Jahre schon, seit 1989, habe ich meinen Wohnsitz in Deutschland. Ich verließ Österreich aus Furcht vor den Unmöglichkeiten, die ich damals …

10.000 Schritte

„Wohin wollen wir gehen?“, fragte ich den Freund. „Wir gehen einfach“, antwortete er. Die Kneipe war geschlossen, das Gym ebenfalls, und im Supermarkt kannten wir schon jedes Regal. Es war Zeit zu gehen. Seit die Corona-Gebote den Alltag ausser Kraft setzen, streife ich täglich durch die Strassen von Berlin. Mobility im Virozän. Gehen statt Jammern. …

Die maskierte Gesellschaft

Osterspaziergang 2020 mit Nasen-Mund-Schutzmaske, Volksmaske nennt man sie mittlerweile. Einatmen ist ok, aber Ausatmen fühlt sich an, wie Dampfsauna im Gesicht. Ein warmer feuchter Schwall legt sich auf Kinn, Wangen und Nasenflügel. Die Expirationsluft aus 17 Prozent Sauerstoff, vier Prozent Kohlendioxid und 78 Prozent Stickstoff wird, sobald sie den Mund verlässt, von der eng anliegenden Maske …

Die große Pause und die Frage: Wie wollen wir nach Corona leben?

Deutschland ist so unfassbar schön in diesem Spätmärz. Der Himmel eisblau, die Städte ruhig, frische Luft erfreut die Lungen. Wo noch Begegnungen möglich sind, zeigen sich die meisten Menschen freundlich. An der Supermarktkasse blicken sie sich wissend in die Augen. Der Mindestabstand von 1 Meter 50 sorgt für neue Umgangsformen. Nähe durch Respekt, ein Band der Empathie scheint das Land  zu …

Drei Tage mit Sebastian Kurz

Sebastian Kurz scheint für einen Moment verblüfft.  Gerade habe ich ihm gesagt, man fühle sich hier eher wie auf Klassenfahrt, als wie auf einer Wahlkampftour. Gedankenpause. „Ich bin ein Rudelmensch“, erwidert er, „Ich funktioniere ausschließlich in der Zusammenarbeit mit Menschen, die ich mag“. Dann erklärt der ehemalige und ziemlich sicher künftige Bundeskanzler die Klassenfahrtatmosphäre: mit den …